Interview mit Jonas Schelker

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Jonas Schelker, der Beringer Handballer, zählt landesweit zu den grössten Talenten seines Jahrgangs. Der 18-jährige Spielmacher äussert sich über den bevorstehenden Play-off-Final, den nächsten Karriereschritt und die Auftritte im Nationalteam.

Ein grosses Talent sei er, urteilt Peter Kukucka über Jonas Schelker. Kukucka, einst genialer Spielmacher, heute Cheftrainer der Kadetten Schaffhausen. Schelker, talentierter Spielmacher, heute Spieler der Espoirs, des NLB-Teams der Kadetten, das Kukucka bis zu seiner Berufung im Februar zum NLA-Trainer als Assistent von Marco Lüthi betreute. Er kennt die aufstrebenden Talente bestens. «Jonas hat eine natürliche Sprungkraft mit einem guten Schuss. Zudem ist er zielstrebig und arbeitet hart», sagt Kukucka, der den 17 Jahre jüngeren Schelker auch im Nachwuchs trainierte. Mittlerweile hat der 18-jährige Beringer die erste komplette NLB-Saison hinter sich. Schelker soll Schritt für Schritt ans NLA-Team herangeführt werden, in der nächsten Saison die Vorbereitung mitbestreiten und möglichst viel Profiluft schnuppern. «Er ist spielerisch überraschend weit für sein Alter», lobt Kadetten-Manager Gabor Vass. Schelker, der vor sechs Jahren bei den Pfadern Neuhausen mit Handball begann, habe überdurchschnittlich gute Grundvoraussetzungen für eine Profikarriere, sagt Vass, der sogar noch einen Schritt weitergeht: «Er hat das Potenzial, in die Fussstapfen von Andy Schmid zu treten.» Vielleicht begegnet Schelker ebendiesem Schmid, aktuell bester Spieler der Deutschen Bundesliga, schon nächste Saison in der Champions League. Doch zuerst müssen sich die Kadetten den Meistertitel sichern, damit sie in der nächsten Saison überhaupt in der Königsklasse spielen können.

Jonas Schelker, am Sonntag beginnt das Play-off-Final um den Meistertitel. Aktuell sind Sie noch nicht Teil des Teams, sondern «nur» Zuschauer. Wie schätzen Sie diese Serie ein?

Jonas Schelker: Es wird für uns bestimmt kein Selbstläufer. Alle sind gegen die Kadetten immer doppelt motiviert, darum werden die Partien nicht so einfach, wie vielleicht viele denken. Aber ich bin mir sicher, dass die Kadetten am Ende den Meistertitel holen werden.

Sie haben unter dem aktuellen NLA-Coach Peter Kukucka bereits in der U 19 und bei den Espoirs trainiert. Wie Sie war auch er Spielmacher. Wie können Sie von ihm profitieren?

Schelker: Er ist ein unglaublicher Handballer, von dem ich schon sehr viel lernen konnte. Er kann die Reaktionen der Verteidiger auf jede Aktion des Angreifers voraussagen und hat ein sehr gutes Gespür für Feinheiten, die den Unterschied ausmachen können.

Sie spielen seit sechs Jahren Handball. Wie ist es dazu gekommen?

Schelker: In der 6. Klasse hat mich ein Kollege in ein Training bei den Pfadern Neuhausen mitgenommen. Mir hat es gefallen, und ich habe auch bald gemerkt, dass ich im Handball gar nicht mal so schlecht war. Also habe ich weitergemacht, und 2014 erfolgte der Wechsel zu den Kadetten. Das war schon ein super Gefühl, als ich das erste Mal in der BBC-Arena spielen durfte.

Mittlerweile haben Sie die erste NLB-Saison hinter sich und sind eine feste Grösse im U-21-Nationalteam. Was zeichnet Sie als Spielmacher aus?

Schelker: Ich bin ziemlich schnell. Gut, das muss ich ja, weil ich für einen Handballer ziemlich klein bin (lacht). Zudem bin ich torgefährlich, und mein Zusammenspiel mit dem Kreis ist ziemlich gut. In Zukunft muss ich aber noch an meiner Übersicht arbeiten und auch in schwierigen Situationen versuchen, Ruhe zu bewahren. Das Entscheidungsverhalten ist das Wichtigste auf meiner Position überhaupt.

Wer ist Ihr Vorbild?

Schelker: Es gibt einige Handballer, bei denen ich etwas bewundere oder versuche abzuschauen. Aber Andy Schmid, der Regisseur der Rhein-Neckar-Löwen und der Schweizer Nationalmannschaft, ist mein grösstes Idol.

Apropos Nationalteam. Was bedeuten Ihnen die Einsätze im Schweizer Dress, vorerst noch im Nachwuchs?

Schelker: Für mich war es ein unglaublicher Moment, als ich 2015 das erste Aufgebot fürs Nationalteam erhalten habe. Und die anschliessende Teilnahme an der Jugendolympiade war das beste Erlebnis meiner bisherigen Karriere. Im Nationalteam ist halt jedes Training wie ein Spiel, man muss sich immer beweisen und dem Trainer aufdrängen. Entsprechend bin ich jeweils auch etwas nervöser als im Club. Ich bin schon stolz, das Schweizer Kreuz tragen zu dürfen.

Wie sehen Ihre nächsten Ziele aus?

Schelker: Ich möchte den Schritt ins NLA-Team der Kadetten schaffen und Handballprofi werden.

Im Moment arbeiten Sie aber noch zu 100 Prozent. Sie absolvieren eine Lehre als Bankkaufmann. Wie funktioniert Sport und Beruf nebeneinander?

Schelker: Das ist nicht ganz einfach. Ich trainiere jeden Tag und spiele an den Wochenenden. Wenn ein Nationalmannschaftszusammenzug ansteht, bin ich zusätzlich absorbiert. Zum Glück habe ich einen super Arbeitgeber, der mich unterstützt und flexibel ist.

In diesem Jahr werden Sie finanziell durch eine Sportler-Patenschaft von Swiss Olympic unterstützt. Ihr Pate ist die Roost Augenoptik AG. Was verbindet Sie mit der Optik?

Schelker: Perfektes Sehen gehört gerade auf meiner Position zu den wichtigsten Voraussetzungen, erfolgreich zu sein. Wenn man zulange braucht, um mit den Augen mitzukommen, ist der Ball längst weg. Die Passentscheidungen werden über Blickkontakt gefällt. Man sollte nie spielen, ohne den Mitspieler zu sehen. Im Moment sind meine Augen noch gut, abgesehen von einer kleinen Farbenschwäche. Aber diese ist nicht so dramatisch, dass ich die Trikots verwechseln würde…

Quelle: Pascal Schwyn; SN

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