Die Schweiz trifft am Freitag und Samstag zweimal auswärts auf EM-Teilnehmer Weissrussland. Nationaltrainer Michael Suter im Interview vor den Testspielen.
Michael Suter: «Was wir brauchen, sind Spieler mit Visionen»
Die Schweizer Nationalmannschaft trifft am Freitag und Samstag zweimal auswärts auf EM-Teilnehmer Weissrussland. Es sind die ersten Tests im Hinblick auf die WM-Qualifikation vom kommenden Januar gegen Estland und Bosnien-Herzegowina. Nationaltrainer Michael Suter im Interview über das Potenzial der jungen Schweizer, seine Erwartungen an die Spiele und was es braucht, um die Lücke zur internationalen Konkurrenz zu verkleinern.
Michael Suter, Ihnen fehlen für die Spiele in Weissrussland gleich neun Stammkräfte aufgrund von Verletzungen. Es muss schon einfacher gewesen sein, die Mannschaft zusammenzustellen.
Michael Suter: Ich beklage mich nicht über die Umstände. Wir legen den Fokus ausschliesslich auf jene Spieler, die im Einsatz stehen. In den bisherigen Trainingseinheiten dieses Lehrgangs haben wir in neuen Formationen mit viel Lust auf Handball und Disziplin trainiert. Nur darauf kommt es an.
Das Potenzial für eine erfolgreiche Zukunft scheint mit den erfolgreichen Nachwuchs-Generationen der vergangenen Jahre ja zweifellos vorhanden. Wie sehen Sie die Entwicklung dieser Spieler?
Michael Suter: Es ist absehbar, dass sich diesbezüglich die Spreu vom Weizen trennen wird – und in einigen Fällen bereits getrennt hat. Nur jung sein zählt nicht, denn jede Nation hat vielversprechende Talente, und die Besten entwickeln sich dort rasend schnell. Was wir also brauchen, sind Spieler mit Visionen, die sich täglich fragen: Wo bringe ich die wirkliche Konsequenz? Wie bringe ich so schnell wie möglich bereits erste Qualitäten auf den Platz, die das Attribut „Weltklasse“ verdienen und die dem Team in absehbarer Zeit helfen, Spiele auf dem geforderten höchsten Level zu gewinnen?
Bringen denn die Schweizer Talente diese Visionen und diesen Willen mit?
Michael Suter: Ich stelle fest, dass die meisten Spieler sehr wohl fähig sind, an den Lehrgangstagen in der Nationalmannschaft wie gefordert mitzuziehen. Die alles entscheidende Frage ist dann nur: Was passiert im Zeitraum zwischen zwei Nationalmannschafts-Terminen? Ist der Spieler bereit, deutlich mehr zu investieren als sein Teamkollege, der nicht in der Nationalmannschaft spielt? Diese professionelle Einstellung ist während zwölf Monaten im Jahr gefordert, und nicht nur während den Zusammenzügen der Nationalmannschaft.
Ist dies das Bewusstsein, das es braucht, um die Lücke zur internationalen Konkurrenz in den kommenden Jahren zu schliessen?
Michael Suter: Wir müssen aufhören, um den heissen Brei herumzureden. Die süssen Trauben auf dem internationalen Topniveau, also die besten 16 in der Champions League oder an einer WM- oder EM-Endrunde, hängen hoch – zu hoch für die allermeisten. Aber ausschliesslich daran haben wir uns zu orientieren. Alles muss dem Erfolg untergeordnet werden, sonst wird man über kurz oder lang keinen Platz in unserem Projekt mehr finden. Vorbilder gibt es genug, mit Andy Schmid haben wir auch ein riesengrosses in den eigenen Reihen.
Mit Weissrussland steht der SHV-Auswahl am Freitag und am Samstag zweimal ein EM-Teilnehmer gegenüber. Was erwarten Sie von den beiden Länderspielen?
Michael Suter: Die Weissrussen werden komplett antreten in der Aufstellung, mit der sie an der vergangenen WM-Endrunde den elften Platz holten. Die sind richtig stark, das ist klar. Wir werden jedoch sehr wohl Formationen auf dem Feld haben, die auch im nächsten Januar in der WM-Qualifikation so zusammen spielen werden. Ich erwarte beispielsweise von dem sich nun einspielenden Block mit Dimitrij Küttel, Zoran Markovic, Lenny Rubin und Samuel Röthlisberger einiges. Das sind junge und – wenn sie es durchziehen – hoffnungsvolle Athleten, die es verdienen, gefördert zu werden.
Weissrussland – Schweiz
Freitag, 27. Oktober, 17.30 Uhr (MESZ) in Maladsetschna
Weissrussland – Schweiz
Samstag, 28. Oktober, 17.00 Uhr (MESZ) in Minsk
Quelle: handball.ch