Natispieler Maximilian Gerbl – Aus dem Nichts ins Scheinwerferlicht

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Es gibt Sportler, die wie aus dem Nichts ins Scheinwerferlicht treten und die Öffentlichkeit überraschen. Zu dieser Kategorie gehört der Handballer Maximilian Gerbl.

Es gibt Sportler, die machen bereits im Nachwuchs auf sich aufmerksam und schaffen es später folgerichtig auf die grosse Bühne. Und es gibt Sportler, die wie aus dem Nichts ins Scheinwerferlicht treten und die Öffentlichkeit überraschen. Zur zweiten Kategorie gehört zweifellos der Handballer Maximilian Gerbl. Als der 22-Jährige im letzten Juni im Schweizer Nationalteam debütierte, wusste man von ihm lediglich, dass er in seiner ersten NLA-Saison mit dem RTV Basel abgestiegen war. Und dass er mit den Schweizer U-21-Junioren eine Handvoll Länderspiele bestritten hatte. Seither hat der Linkshänder am rechten Flügel in zehn Länderspielen respektable 25 Tore erzielt.

Besonders in Erinnerung ist sein Auftritt beim 39:21-Sieg gegen Estland in der WM-Qualifikation vor dreieinhalb Wochen, als er sämtliche sieben Abschlussversuche eiskalt verwertete. Auf Klubebene teilt er sich nach seinem Wechsel zu den Kadetten Schaffhausen die Spielzeit mit dem Luzerner Nik Tominec und macht auch dabei eine gute Figur. «Schaffhausen, Champions League, Nationalmannschaft – es ist in der Tat zuletzt alles sehr schnell gegangen», berichtet Gerbl.

Wenn er spricht, wird seine deutsche Herkunft sofort deutlich. Als Elfjähriger kam Max mit seiner Familie aus München in die Schweiz und begann in Basel mit dem Handballspielen. Seine Nationalität ist auch der Grund, weshalb er lange nicht für die Schweiz spielberechtigt war. «Erst 2015 erhielt ich den Schweizer Pass. Bereits davor habe ich aber mit Junioren-Nationalmannschaften meines Jahrgangs trainiert.» Auf dem Radar von Nationaltrainer Michael Suter, der auch die Swiss Handball Academy in Schaffhausen leitet, war Gerbl also schon länger. Und als er schliesslich zum Debüt im Nationalteam kam, war Gerbl völlig aus dem Häuschen. «Ich habe mich extrem gefreut. Ich lief euphorisiert durch die Wohnung, wusste gar nicht, wohin ich mit meinen Emotionen sollte», erzählt er lächelnd.

Arno Ehret trainiert jetzt die Kadetten

Zu den Stärken des jungen Mannes zählt die Schnelligkeit, die sich vor allem im Gegenstoss- spiel nützlich macht. «Auch meine Sprungkraft und das Gefühl für die Spielsituation zeichnen mich aus. Allerdings muss ich physisch zulegen, ich bin noch ein richtiges Fliegengewicht», sagt der 1,79 Meter grosse und 73 Kilo schwere Athlet, der in Sonderschichten am Muskelaufbau arbeitet.

Heute kommt er mit den Schaffhausern nach Kriens, um die Finalrunde zu eröffnen. Kriens-Luzern trifft dabei auf einen Titelverteidiger, der in der ersten Saisonhälfte aus dem Tritt geraten ist. In der Champions League schied Schaffhausen vorzeitig aus, im Schweizer Cup war im Halbfinal Endstation, und in der Meisterschaft steht man hinter Wacker Thun nur auf dem zweiten Platz. Das führte zur Entlassung von Trainer Peter Kukucka und zur Inthronisation des Doyens Arno Ehret bis Saisonende. «Wir befinden uns im Umbruch. Ehret ist zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Er ist ein absoluter Fachmann, führt die Mannschaft mit Erfahrung und harter Hand», lobt Gerbl den ehemaligen Schweizer Nationaltrainer, der das Schweizer Nationalteam 1993 mit dem vierten WM-Rang zum grössten Erfolg der Verbandsgeschichte führte.

Lehrjahr in Deutschland bei Berliner Füchsen

In welche Richtung seine persönliche Karriere führen soll, dazu hat Maximilian Gerbl konkrete Vorstellungen. Das Ausland soll es sein, am liebsten sein Heimatland Deutschland, wo er bereits während eines Jahres Profiluft schnuppern konnte. In der Saison 2013/14 spielte er für die A-Jugend der Berliner Füchse und gewann mit ihnen die Meisterschaft. Um den ausserordentlichen Stellenwert des Handballs in Deutschland zu illustrieren, bedient er sich dieses Beispiels: «An einem Sonntagvormittag um zehn Uhr spielten wir in einem Dorf nahe der tschechischen Grenze. Die Halle war mit 650 Zuschauern ausverkauft.» Für ein A-Junioren-Spiel, wohlbemerkt.

Vorderhand will Maximilian Gerbl aber für die Kadetten Schaffhausen auf Torejagd gehen, sein Vertrag dauert noch bis 2019, und den gedenkt er zu erfüllen.

Quelle: Stephan Santschi, Luzerner Zeitung

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