Die Schweizer Nationalmannschaft belegt am Yellow Cup in Winterthur wie im Vorjahr den zweiten Platz. Der Gastgeber verlor das entscheidende Spiel vor 1’771 Zuschauern in der AXA Arena gegen Tunesien trotz einer tollen Aufholjagd mit 28:30 (11:18).
Die Schweiz blieb gegen Tunesien auch im siebten Spiel hintereinander ohne Erfolg. Der Turniersieg der Nordafrikaner in Winterthur war insgesamt korrekt und verdient. Sie stellten am 47. Yellow Cup die ausgeglichenste und auch die physisch stärkste Equipe. Im Spiel gegen die Schweiz schufen sie die entscheidende Differenz schon vor der Pause.
Und doch bescherte die SHV-Auswahl von Trainer Michael Suter dem Publikum in Winterthur noch einmal einen attraktiven und spannenden Handball-Nachmittag: Die Schweizer, die nach 33 Minuten scheinbar hoffnungslos mit 11:20 hinten lagen, kämpften sich in der zweiten Halbzeit nämlich Tor um Tor zurück.
Dieses Drehbuch hatten sich die Schweizer nicht ausgewählt. Nach einer ausgeglichenen ersten Viertelstunde (5:5) gerieten sie ins Hintertreffen, weil sie dem physisch starken tunesischen Spiel zu wenig entgegensetzen konnten und zu viele Fehler begingen. Die Schweizer Effizienz gegen die starke gegnerische Deckung war bis zur Pause mit 11 Toren aus 25 Angriffen (44%) ungenügend; auf der anderen Seite fanden der starke Mosbah Sanai (6), Wael Jallouz (4) oder Mohamed Soussi (4) immer wieder die nötigen Räume vor, um zu beschleunigen und ihre eindrückliche Wucht einzusetzen.
Trainer Michael Suter fand aber nach dem Seitenwechsel die richtigen Stellschrauben, um die Geschichte des Spiels zu verändern. Drei Tore innert 120 Sekunden zum 14:21 bedeuteten den Startschuss in eine andere zweite Halbzeit. Die Deckung des Heimteams – erneut mit Philip Novak – wurde kompakter, ging die nötige Wege und begann auch, die Zweikämpfe zu gewinnen. Dahinter fand auch Nikola Portner (11 Paraden) immer besser in die Partie.
Die verbesserte Verteidigung gab Sicherheit, und der Angriff fand nun auch vermehrt gute Lösungen. Der Schlüssel war dabei die Ausgeglichenheit: Mit Samuel Zehnder, Roman Sidorowicz, Lucas Meister, Lenny Rubin, Nicolas Raemy, Dimitrij Küttel und Jonas Schelker erzielten gleich sieben Spieler jeweils drei oder mehr Tore. Die Schweizer steigerten ihre offensive Effizienz deutlich und schlossen im zweiten Durchgang 16 ihrer 27 Angriffe erfolgreich ab (59%).
Für eine grosse Wende reichte es in der Schlussphase trotzdem nicht mehr. Zwar kam die SHV-Auswahl zweieinhalb Minuten vor Schluss auf 26:28 heran und sorgte für Spannung, doch einerseits ging ihnen die Zeit aus, und andererseits liessen sich die routinierten Tunesier nicht mehr von ihrem Weg abbringen. Sie feierten ihren dritten Erfolg am Traditionsturnier in Winterthur.
TELEGRAMM
Schweiz – Tunesien 28:30 (11:18)
AXA Arena, Winterthur – 1’771 Zuschauer – Sr. Pavicevic/Raznatovic (MNE).
Torfolge: 0:1, 3:1, 3:4, 5:5 (13.), 5:9, 7:11, 8:11, 8:13, 9:14, 10:14, 10:16, 11:16, 11:18; 11:20 (33.), 14:20, 15:21, 15:22, 17:22, 19:24, 19:25, 21:25, 21:26, 23:26, 24:27, 24:28, 26:28 (58.), 28:30.
Strafen: je 5mal 2 Minuten
Schweiz: Portner/Winkler (25. bis 30.); Meister (4), Rubin (4), Tynowski, Lier (1), Sidorowicz (4/1), Raemy (3), Röthlisberger, Küttel (3), Huwyler, Schelker (3), Gerbl (1), Zehnder (5/3), Jud, Novak.
Tunesien: Missaoui/Bedoui (ab 31. und für 1 Penalty); Majdoub (1), Alouini, Hosni (2), Haj (1), Sanai (6), Boughanmi (4/1), Soussi (4), Jallouz (4), Jaballah (2), Bacha (1), Chouiref (2), Ben Abdallah (3).
Bemerkungen: Schweiz ohne Schmid, Milosevic (beide dispensiert), Von Deschwanden, Maros, Vernier, Delhees, Markovic, Svajlen, Tominec, Blättler (alle verletzt) und Bringolf (überzählig). Lier scheitert mit Penalty an Missaoui (10./3:4). Sidorowicz scheitert mit Penalty an Bedoui (30./11:17). Portner hält Penalty von Bacha (46./18:24).
Quelle: SHV