Andy Schmid blickt auf das Testspiel gegen die Kadetten voraus

kadetten1. Mannschaft, SHL

Es ist zweifellos das Highlight der Saisonvorbereitung: Das Testspiel am 3. August in der BBC Arena gegen die Rhein-Nekar Löwen von Andy Schmid. Der Überhandballer blickt auf die Partie voraus – und plaudert auch sonst aus dem Nähkästchen.

Allen voran Andy Schmid wird am 3. August in der BBC-Arena auf die Hände geguckt, wenn der Starspieler der Rhein-Neckar Löwen mit seiner Mannschaft auf die Kadetten trifft. Schmid sieht einer wichtigen Spielzeit entgegen, wird im Januar mit der Schweizer Nati an der EM teilnehmen – und er will unbedingt noch mal Deutscher Meister werden.

Andy Schmid, letztes Jahr trafst du mit deinen Löwen am traumalix-dolo Cup auf die Kadetten, bereits wenige Jahre zuvor testeten ihr gegen die Orangen. Was macht die Schaffhauser für euch zu einem offenbar attraktiven Testspielgegner?

Andy Schmid: Für uns ist vor allem ein grosses Privileg, dass wir wie schon vor ein paar Jahren ein Trainingslager in Schaffhausen absolvieren dürfen. Da haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht. In der BBC-Arena haben wir alles, was es benötigt, um professionell zu arbeiten. Die Wege sind kurz, die Infrastruktur modern, die Anfahrt nach Schaffhausen für uns natürlich nicht allzu lang. Und eben, wir kommen in den Genuss des Testspiels gegen die Kadetten.

Im Endeffekt wird es natürlich «nur» ein Testspiel bleiben. Wie viel Gewicht misst du dem Spiel bei?

Schmid: Klar, das Resultat wird nicht im Vordergrund stehen. Aber es ist einer der letzten grossen Tests für uns vor dem Saisonstart. Das heisst, wir werden sicher alles geben. Und die Kadetten haben ja ein gewisses Format, spielen unter anderem Champions League. Das hat immer einen gewissen Reiz.

Und mit der BBC-Arena solltest du ja auch jede Menge positive Emotionen in Verbindung bringen können …

Schmid: Auf jeden Fall, die BBC-Arena ist eine coole Halle und bietet stets eine tolle Atmosphäre. Zuletzt etwa im Spiel mit der Schweizer Nati gegen Belgien vergangenen April. Sie war auch die erste von einer Reihe neuer Handballhallen, die in der Schweiz gebaut wurden. Insofern kommt den Kadetten eine Vorreiterrolle zu. Giorgio Behr und seine Leute haben erkannt, dass es eine gute Halle und Infrastruktur braucht, um erfolgreich zu sein. Sie haben mit dem Bau der BBC-Arena die richtigen Schlüsse gezogen. Bern und Winterthur zogen nach.

Nebst gegen die Kadetten testet ihr auch gegen Suhr-Aarau und am traumalix-dolo Cup gegen den RTV Basel. Seid ihr von der Schweiz ganz speziell angetan?

Schmid: Es ist schon so, dass wir probieren, den Bundesligisten möglichst aus dem Weg zu gehen. Ich persönlich bin sowieso kein Fan davon, gegen Teams zu spielen, auf die du noch den Rest der Saison triffst. Und die Schweiz ist für uns ja in unmittelbarer Nähe, da bieten sich solche Testspiele an.

Gegen die Kadetten wirst du auf eine Vielzahl von Spielern treffen, die du aus der Nationalmannschaft kennst. Verstehst du dich mit einem ganz besonders gut?

Schmid: Ja, mit Nik Tominec und Luka Maros. Sie beide kenne ich schon lange, sie kommen ja auch aus Luzern. Luka ist auch mein Zimmergenosse in der Nati. Zudem freue ich mich, Dave Graubner wieder zu sehen, mit dem ich in der Nati lange zusammen spielte. Ich bin gespannt, wie er das Leben nach der Karriere als Aktiver und seine Arbeit als Funktionär (Graubner ist Manager der Kadetten und Betriebsleiter der BBC-Arena, Anm. d. Red.) wahrnimmt.

Bleibt dabei Zeit, um nach dem Spiel mit den Schaffhausern noch etwas trinken zu gehen und sich auszutauschen?

Schmid: Grundsätzlich versucht man schon immer wieder mal, einen Kaffee trinken zu gehen. Aber am 3. August haben wir nach dem Spiel gegen die Kadetten einen Mannschaftsabend geplant. Wir werden in Schaffhausen gemütlich essen, und danach sicher noch etwas trinken gehen. Wo weiss ich noch nicht, aber in Schaffhausen gibt es ja genügend Gelegenheiten.

Ein Saisonhighlight wird zweifelsohne auch die Teilnahme an der EM im Januar 2020 für dich sein. Wie angesprochen stellen in der Nati die Kadetten das Gros der Spieler. Wie schätzt du den Anteil der Kadetten und der Handball Academy am jüngsten Erfolg der Schweiz ein?

Schmid: Immens hoch! Die Kadetten sind sowieso das Aushängeschild des Schweizer Handballs, sie sind der Verein, den man im Ausland kennt. Das habe ich in meinen vielen Jahren in der Bundesliga auch gemerkt. Die Kadetten haben die nötige Infrastruktur und die finanziellen Mittel, um diesen Weg, mit jungen  einheimischen Spielern zu arbeiten, konsequent zu gehen. Und natürlich hat Natitrainer Michael Suter seinen Anteil, der ja bei der Ausbildung der jungen Talente in der Handball Academy und früher schon bei den Kadetten seine Finger im Spiel hatte. In der Academy wird den Spielern die Wahrnehmung vom Spitzensport weiter gegeben, das Leben dem Sport zu widmen und alles andere unterzuordnen. Das ermöglicht professionelleres Arbeiten und längerfristigen Erfolg.

In Schaffhausen kennt man dich vor allem auch noch aus den epischen Play-off-Duellen zwischen den Kadetten und GC bzw. Amicitia Zürich. Sind da bei dir noch einige Erinnerungen hängen geblieben?

Schmid: Klar! Das waren einige unglaubliche Matches, damals ja noch in der Schweizersbildhalle. Da war ich natürlich noch in der Startphase meiner Karriere und einige dieser Momente haben mich sicherlich stark geprägt. Vor allem, weil wir ja mehrheitlich als Verlierer vom Platz mussten (lacht). Ich denke, das Ankämpfen gegen diese Niederlagen haben mich schon zu dem Spieler gemacht, der ich heute bin.

Dass diese Duelle schon so weit zurückliegen, zeigt auch, wie lange die Kadetten die Liga schon dominieren. International hingegen tut man sich schwer. Hast du dafür eine Erklärung?

Schmid: Es ist natürlich jede Saison ein sehr schmaler Grat zwischen der Kaderplanung und dem angestrebten Erfolg. Du musst dich fragen, wie viel du investieren möchtest. Ich denke, bei den Kadetten wären die Möglichkeiten durchaus da, noch mehr Geld zu investieren. Aber meiner Meinung nach geht der Verein genau den richtigen Weg: Man versucht hauptsächlich mit den eigenen Junioren zu arbeiten und nachhaltig Erfolg zu haben. Das ist sinnvoller, als einfach das Budget ins Unermessliche zu erhöhen und mit ausländischen Spielern kurzfristig Erfolg zu haben.

Zu den Löwen: Ihr habt euch namhaft verstärkt, nebst neuem Trainer mit Uwe Gensheimer und Romain Lagarde zwei grosse Namen geholt. Welche Ambitionen hegt ihr für die kommende Spielzeit?

Schmid: Bei uns sind die Ambitionen eigentlich immer gleich, wir wollen möglichst lange im Meisterrennen drin bleiben und am Ende dann natürlich auch den Titel holen. Allerdings ist dazu eine fast perfekte Saison von Nöten, man muss vor allem von Verletzungen verschont bleiben. Mit Kiel, Flensburg, Magdeburg, Melsungen und so weiter hast du schon eine enorm grosse Konkurrenz. Wenn du schon mal die Deutsche Meisterschale in den Händen hieltest, dann weisst du, wie verdammt schwierig es ist, diese zu holen.

Die Löwen scheinen es dir angetan zu haben. Was macht den Verein so speziell?

Schmid: Für mich steht immer Loyalität im Vordergrund. Die Löwen haben mich gross gemacht, ich will ihnen etwas zurückgeben. Und meiner Frau und meinen zwei Kindern geht es hier super. Mit ist der soziale Faktor wichtiger, als 2 bis 3 Euros mehr zu verdienen. Ich hätte beispielsweise noch bevor wir mit den Löwen erstmals deutscher Meister wurden (2016, Anm. d. Red.) zu einem noch grösseren Verein wechseln können. Aber der Reiz hier war grösser.

Hand aufs Herz, hättest du vor zehn Jahren, als du ins Ausland gingst, gedacht, welche Karriere du hinlegen würdest?

Schmid: Nein, mit solch einer Entwicklung durfte ich nicht rechnen. Mein Ziel war es am Anfang, mich durchzusetzen im Team und dann Schritt für Schritt zu nehmen. Hinterher gesehen war es wichtig, dass ich stets demütig und bodenständig blieb. Ich hatte Angst, eine Eintagsfliege zu sein, die nach einer guten Saison wieder von der Bildfläche verschwindet. Deshalb macht mich vor allem Stolz, dass ich mich von Jahr zu Jahr verbessert habe und über einen sehr langen Zeitraum auf hohem Niveau Handball spielen konnte.

Zu guter Letzt: Dein Tipp fürs Spiel?

Schmid: Wir gewinnen gegen die Kadetten mit fünf Treffern Differenz (lacht).

Quelle: Philipp Hagen

Bild: www.rnz.de

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