Tanz auf vier Hochzeiten – mit abruptem Ende: das war die Saison 2019/20 der Kadetten

kadetten1. Mannschaft, SHL

Grosser Freudentaumel, bittere Enttäuschungen, abruptes Endes. Die aussergewöhnlichste Handballsaison der jüngeren Vergangenheit ist Geschichte. Eine kritischer Rückblick auf die letzten Monate und ein Ausblick, der viel Hoffnung für die Kadetten-Zukunft macht.

Mit kaum verändertem Kader konnte das Trainerduo Hrachovec/Bösch in die Saison starten, nur Lucas Meister und Ivan Stevanovic gingen neuen Herausforderungen nach. Dafür kamen die Spanier Angel Montoro und «Nacho» Biosca, sowie Filip Maros der mittlerweile bei St. Otmar aktiv ist.

Aus dem eigenen Nachwuchs konnten sich Jonas Schelker und Jonas Schopper durch starke Leistungen im NLA-Team behaupten. Auch Mehdi Ben Romdhane und Levin Wanner kamen zu vielen Einsätzen, obwohl sie in erster Linie im Espoirs-Team der NLB spielten. Abwehrspezialist Philip Novak, der gar an die EM mitreisen durfte, hatte es bei den vielen starken Spielern im Abwehrzentrum etwas schwieriger und kam auf nicht ganz so viel Einsatzzeit wie erhofft.

Auf Kurs zum Triple abgefangen

Wie fast immer in den letzten 15 Jahren starteten die Kadetten mit dem Ziel, sich alle drei nationalen Titel zu holen und international möglichst weit zu kommen. Mit einem überzeugenden Triumph über Wacker Thun im Supercup starteten die Kadetten im August dann auch erwartungsvoll in die Saison, womit sich die Orangen den 13. Sieg in dieser Sparte und den 32. nationalen Pokal überhaupt sicherten – beides Rekord im Schweizer Handball. Doch lief zu Beginn nicht alles rosig: Der Einstieg in die Meisterschaft missglückte mit zwei Niederlagen aus den ersten vier Spielen – für Kadettenverhältnisse zu wenig.

Die ärgerliche 24:30-Packung in Kriens am 18. September sollte allerdings die letzte Meisterschaftsniederlage bleiben: In der Folge überzeugten die Schaffhauser mit einer enormen Konstanz und liessen sich bis zum Saisonabbruch Mitte März nicht mehr bezwingen – de facto in 21 Ligaspielen, woraus die Kadetten deren 20 auch gewannen. Daran konnte auch der vermeintliche Punktverlust Mitte Februar in der Innerschweiz nichts ändern, welcher im Nachhinein auf Protest von St. Otmar und Pfadi Winterthur hin am grünen Tisch korrekterweise doch noch als  25:24-Sieg für die Kadetten gewertet wurde. So thronten die Kadetten vor Start der Playoffs mit zehn Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze und wären mit dem wichtigen Heimvorteil gegen GC Amicitia ins Rennen um den 12. Meistertitel der Klubgeschichte gestartet.

Eine ähnliche Dominanz legten die Kadetten auch im Schweizer Cup an den Tag, in welchem sie mit jeweils deutlichen Siegen über die Yellow/Pfadi Espoirs, Kriens-Luzern und St. Otmar den erneuten Finaleinzug sicherstellten. Leider blieb am Ende auch diese Titelhoffnung unerfüllt. Denn am 13. März wurden Trainer und Spielerrat in einer Telefonkonferenz persönlich über die Folgen der Annullierung der Meisterschaft informiert, die Spieler anschließend durch den Manager. Aufgrund der vom Bundesrat verkündeten Maßnahmen war die Annullierung der Meisterschaft unausweichlich. Ein schwerer Schlag für alle Beteiligten. Insbesondere für die Kadetten – statt Titel einzuheimsen musste der Verein Kurzarbeit beantragen. Obwohl Cupfinal-Gegner Suhr-Aarau die Entscheidung im Schweizer Cup bis zuletzt irgendwie durchführen wollte, war die definitive Absage des Verbandes die einzige richtige Entscheidung. Das Warten auf den ersten Cuptitel seit 2016 geht weiter.

International das Potenzial nicht genutzt

Weniger erfolgreich verlief die Champions League-Kampagne. Am Ende resultierte nur der unbefriedigende sechste und damit letzte Platz der starken Gruppe D. Schuld daran war zum einen Lospech – wie von Experten prognostiziert stellte sich die Gruppe D als deutlich stärker heraus als die Gruppe C, sowohl Bukarest als auch Plock erreichten in der Folge gar das Achtelfinale – zum anderen aber auch einige fahrlässig vergebene Punkte. Da wurde 2-3mal das grosse Potenzial dieses Kaders sicherlich nicht optimal genutzt und die falschen Entscheidungen getroffen. Das gleichwohl positive Torverhältnis, die Punktgewinne gegen den Gruppensieger sowie den starken schwedischen Vertreter und zwei Kantersiege unterstreichen, das wesentlich mehr möglich gewesen wäre. Wie Teamleader Gabor Csaszar analysierte, spielte man „eigentlich bis kurz vor Schluss um den zweiten Platz“.

Erfolgskapitel Nationalteam

Die Kadetten stellten an der Europameisterschaft im Januar mit Abstand am meisten Nationalspieler der Schweizer Klubs. Insgesamt fünf Schaffhauser hielten in Schweden die Orange/rote Fahne hoch, dies trotz den beiden verletzten Jonas Schelker und Zoran Markovic. Mit Lukas Herburger und Sebastian Frimmel traten auch zwei wichtige Spieler im österreichischen Nationalteam auf. Herburger als Abwehrchef und Frimmel mit einer Vielzahl an Toren waren ein Lichtblick im Team der Ösis und wurden gar mit dem Einzug in die K.O-Phase belohnt.

So geht es weiter

Bojan Beljanski, der sich in seinen 2 ½ Jahren bei den Kadetten als wichtiger Mann in der Abwehr etablieren konnte und mit starken Leistungen am Kreis in Erinnerung bleibt, wird als einziger nächste Saison nicht mehr im Schaffhauser Team dabei sein. Levin Wanner, der viele Einsätze im NLA Team hatte, erhält nächste Saison die Chance in Kriens-Luzern sich als Stammspieler in einem starken Team zu bestätigen. Marian Teubert aus der Talentschmiede der Espoirs wird als Spieler auf Rückraum Mitte und starker Mann auch in der Abwehr neu in das NLA-Kader aufsteigen. Auf weitere gelegentliche Einsätze wird auch Mehdi Ben Romdhane zählen können. Als „Reserve“ bei allfälligen Verletzungen dürfen die Kadetten weiterhin auf den unverwüstlichen Arunas Vaskevicius zählen. Fragezeichen stehen noch hinter der Verfügbarkeit von Samuel Zehnder, dessen langwierige Behandlung noch immer keinen definitiven Schluss betreffend weitere Einsatzfähigkeit im Spitzen-Handball zulässt.

Grosser Dank an die Trainer

Werner Bösch wird neu als Cheftrainer der NLB-Topmannschaft Kreuzlingen amten. Die Kadetten bedanken sich bei ihm für seinen Einsatz in den letzten zwei Jahren, sowohl für das NLA-Team als auch für die Arbeit im Nachwuchs und wünschen ihm auf dem Weg zum Cheftrainer eines Spitzenteams nun auch bei den Männern viel Erfolg. Cheftrainer Petr Hrachovec wurde leider um die Chance, seinen insgesamt fünften Meistertitel zu holen, gebracht und kann seine Erfolgsliste bei den Kadetten und in Österreich nicht weiter verlängern. Er wird möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt eine Teilfunktion im Nachwuchsbereich der Kadetten übernehmen. Allerdings hängt dies noch von vielen andern Entscheidungen ab. Auch er verdient einen großen Dank dafür, dass er wieder Ruhe und Ordnung in die Arbeit der Mannschaft gebracht hat, und im Vorjahr, sowie bis zum Abbruch auch in der laufenden Saison in der Schweizer Meisterschaft ebenso wie ihm  Schweizer Cup die Kadetten wieder auf Erfolgskurs gebracht hat.

Was also bleibt am Ende dieser titellosen Saison? Sicherlich die guten Erinnerungen an die Kantersiege über Medwedi Tschechow (32:23) und GOG Handbold (40:28), sowie das Freundschaftsspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen von Andy Schmid vor über 1800 Zuschauern in der BBC Arena. Zudem auch der lobenswerte Einsatz der Kadettenspieler in dieser aussergewöhnlichen Situation – sie helfen älteren Leuten der gemeinnützigen Stiftung „Benessere“ für geistig behinderte Erwachsene sowie Nachbarn beim Einkauf. Zudem beleben sie mit Kurzfilmen und Beiträgen die Kadetten-Website.

Und Topskorer Zarko Sesum sagte es richtig: „Jungs es ist hart, aber das alles geht auch mal vorbei!“

Quelle: Kadetten Medienstelle

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