Das erste K.O-Spiel auf europäischer Ebene seit neun Jahren bestreiten die Kadetten am Dienstagabend im Zuge des Achtelfinales der European Handball League gegen den französischen Topklub Montpellier HB. Manager Dave Graubner plaudert im Vorfeld der Partie aus dem Nähkästchen.
Noch im Februar hatten wir die Spiele gegen Andy Schmids Rhein-Neckar Löwen als das Saisonhighlight der Orangen betitelt. Nun müssen wir unsere Meinung revidieren. Die Kadetten bestreiten heute Abend in Südfrankreich das Hinspiel ihres Achtelfinal-Duells der EHL gegen Montpellier HB und werden damit zum (vorläufigen) Höhepunkt ihrer Saison kommen (Anpfiff 18:45 Uhr). Auch Kadettenmanager Dave Graubner spricht von „Sahnehäubchen“, das auf sie zukommt, und meint: „Mit Zuschauern wäre das Ganze natürlich ein Riesenerlebnis, jetzt wird es leider eine leere Halle sein. Aber dennoch, die Mannschaft hat sich diese zwei K.O-Spiele verdient.“
Die Affiche gegen Montpellier stellt das erste K.O-Spiel einer Schweizer Handballmannschaft auf der internationalen Bühne seit neun Jahren – auch damals waren es natürlich die Kadetten, welche in der Champions League zum Achtelfinal-Duell gegen Atletico Madrid kamen. Die Wichtigkeit der heutigen Begegnung ist also immens. Dies ist auch den TV-Stationen bewusst: nebst Mysports wird auch SRF beide Partien live übertragen.
Noch 2018 war Gegner Montpellier Champions League-Sieger und konnte als solcher als beste Mannschaft Europas beziehungsweise der Welt tituliert werden. Ganz so dominant wie vor drei Jahren mag die Mannschaft um Trainer Patrice Canayer vielleicht nicht mehr sein. Doch sind sie noch immer ein Schwergewicht im Handballsport. Ist das Hoffen auf ein Weiterkommen also überhaupt realistisch aus Schaffhauser Sicht? „Wenn sie auf ihrem höchsten Niveau spielen, wird es sicher schwierig für uns. Aber sie müssen sich auch erst auf uns einstellen, ich glaube nicht, dass wir chancenlos sind“, gibt sich Graubner kämpferisch, und erinnert auch gleich an die Duelle gegen die Südfranzosen von vor zehn Jahren: „Wenn ich an die Spiele von damals zurückdenke, dann war Montpellier mit den Gebrüdern Karabatic und der halben französischen Nationalmannschaft im Kader auch haushoher Favorit und wir haben zu Anfang auch nicht wirklich an unsere Chance geglaubt. Und am Ende standen wir dennoch kurz vor der Sensation. Das muss der Spirit sein.“
Eigentlich hätte man ja gar nicht auf die Franzosen aus der Dreihunderttausend Einwohnerstadt treffen dürfen. Die Kadetten haben sich als Tabellenzweiter der Gruppe D ein Achtelfinal-Duell mit einem Tabellendritten erkämpft – und damit einem eher schwächeren Kontrahenten. Doch die Mannschaft um Montpellier liess sich in der Gruppenphase corona-bedingt nicht weniger als drei Forfait-Niederlagen notieren. So reichte es auch einer Mannschaft, gespickt mit Stars wie Melvyn Richardson, Valentin Porte oder Marin Sego, nicht zu mehr als dem dritten Rang in der Gruppe C hinter Magdeburg und Moskau.
Mut machen dürfte den Kadetten, welche noch am Donnerstag in Thun und am Sonntag in Aarau – von wo man die Reise nach Montpellier angetreten hat – im Einsatz gestanden sind, dass sie bereits gegen die Rhein-Neckar zwei sehr starke Partien ablieferten und dem Bundesligisten beim 30:30 gar einen Punkt abluchsten. Die Löwen und Montpellier dürften etwa ähnlich stark einzustufen sein. Entsprechend benötigt es nochmals zwei solche Leistungen. Und: „Ganz speziell gegen französische Mannschaften gilt es, technische Fehler zu vermeiden und nicht in ihre Gegenstösse reinzulaufen. Ansonsten ist man von Anfang an chancenlos“, weiss Graubner.
Das Rückspiel findet heute in einer Woche in der BBC Arena statt (Anpfiff 17:00 Uhr). Ideal eigentlich, um den Sack zuzumachen. Die Kadetten zumindest glauben an ihre Chance. Deshalb schliesst Graubner mit dem Credo: „Damals vor zehn Jahren hatten wir eine super Saison. Und auch heute spielen wir auf europäischer Ebene sehr gut. Jetzt hoffen wir mal, dass es diesmal noch etwas weitergeht.“
Quelle: Kadetten Medienstelle