Ich geniesse jetzt das, was kommt

kadetten1. Mannschaft, Quickline Handball League

Nach sechs erfolgreichen Jahren bei den Kadetten Schaffhausen verlässt der Ausnahmekönner Gabor Csaszar die Orangen und wird fortan im blauweissen Dress von Ligakonkurrent GC Amicita auflaufen. Seine Erfolgsbillanz ist beeindruckend: 4 Mal wurde Csaszar mit den Kadetten Supercupsieger, 2 Mal Cupsieger und 4 Mal konnte er mit dem Team den Schweizer Meistertitel feiern. Neben vielen Erfolgen in der Champions League und der European Handball League wurde Gabor Csaszar auch zwei Mal zum MVP der Swiss Handball League, dem Vorgänger der Quickline Handball League gewählt.

Gabor Csaszar, bei den letzten Spielen konntest du wegen einer Knieverletzung leider nur als Zuschauer dabei sein. Wie geht es dir?
«Ich war sehr frustriert, weil ich nicht bis am Ende spielen konnte. Die OP ist gut verlaufen und ich habe nun mit der Reha begonnen. Das Positive ist, dass ich jetzt mehr Zeit mit meiner Familie verbringen kann.»
In deiner Zeit bei den Kadetten Schaffhausen hast du sehr viele Erfolge feiern dürfen. Was sind deine Highlights?
«Ich hatte mein Debut auswärts gegen Luzern. Dort spielte ich sehr schlecht. Nach meinem Engagement bei Paris St. Germain musste ich zuerst wieder meine Form aufbauen. Ende Saison konnten wir dann aber den Meistertitel gewinnen. Nach einem harten Start war ich sehr stolz auf diese erste Saison bei den Kadetten. Für mich war es immer ein Highlight, wenn ich die Mannschaft zu einem positiven Resultat führen konnte. Es sind für mich nicht unbedingt einzelne Resultate, sondern vielmehr die Erfahrungen, die ich gemacht habe und die Sachen, die ich gelernt habe, die ich als Highlights in Erinnerung behalten werde. Bei den Kadetten habe ich gelernt, mit schwierigen Situationen umzugehen. Es ist nicht immer alles schwarz oder weiss – die vielen Grautöne sind sehr wichtig und wertvoll. Ein Höhepunkt war für mich auch, dass ich viele Leute kennen lernen durfte, auch wenn die Menschen hier distanzierter sind als in meiner Heimat Ungarn. Sehr gerne habe ich mich nach einem Sieg in der Barena zu den Sponsoren und Fans gesetzt und mit ihnen diskutiert. Und auch die Stadt Schaffhausen gefällt mir sehr gut.»
Besonders gut lag dir der dänische Gegner GOG…
«Ja, natürlich, 16 Treffer in einem Spiel oder der Sieg mit dem Siebenmetertreffer in letzter Sekunde, das war ein Supergefühl! Aber es war nicht DAS Highlight. Das Zusammenspiel mit den Kreisläufern gefällt mir sehr gut oder wenn ich einen Wurf gut platzieren konnte – das sind meine Höhepunkte.»
Vor deinem Engagement bei den Kadetten Schaffhausen spieltest du in Dänemark, Schweden, Spanien, Ungarn und Frankreich. Wie hast du diese vielen unterschiedlichen Stationen erlebt?
«In meinem Leben habe ich viele starke Wechsel erlebt. Als ich mit 14 von meinem Zuhause in eine grosse Stadt wechselte, war dies schon ein erster Schock. Der Wechsel nach Dänemark war vor allem kulturell ein Schock. Ich konnte meinen Job machen aber da ich kein Dänisch sprach, konnte ich nicht wie gewünscht kommunizieren. Da habe ich gelernt, dass Sprache sehr wichtig ist. Das Leben forcierte mich. Nach wenigen Monaten habe ich die Sprache gelernt. Das hat mir die Welt geöffnet. Hier in Schaffhausen habe ich schnell hochdeutsch gelernt. Als Trainer der Espoirs musste ich aber feststellen, dass Hochdeutsch und Schweizerdeutsch nicht dasselbe ist! Deshalb möchte ich versuchen, Schweizerdeutsch zu lernen.»
2004 (Athen) und 2012 (London) nahmst du mit der ungarischen Nationalmannschaft an den Olympischen Spielen teil, wo ihr jeweils den 4. Platz belegtet. Wo stufst du diese Erfolge ein?
«An den Spielen 2012 gelang mir eine gute Leistung. Ich konnte es sehr geniessen, auch weil meine Frau mit dabei sein konnte. Der Kontakt zu Sportlern aus ganz verschiedenen Sportarten hat mir sehr gut gefallen, da ich allgemein an Sport interessiert bin. Auch an den Kursen in Magglingen finde ich Begegnungen mit verschiedenen Sportlern sehr wertvoll.»
Wie bist du denn überhaupt zum Handball gekommen?
«Da war auch etwas Glück dabei. Ich bin in einem kleinen Dorf in Ungarn aufgewachsen. Schon als kleiner Junge hatte ich sehr viel Energie. In unserem Turnverein hatte es einen Sportlehrer, der auch Handball trainierte. Er entdeckte mein Talent und brachte mich mit neun Jahren zum Handball. An meinem ersten Turnier war ich wohl einer der schlechtesten Spieler. Mein damaliger Trainer meinte, dass ich ein Rad am Wagen des Teams war, dass dieses Rad aber noch viele Ecken hat… Doch ich gab nicht auf, wollte mehr und nur einen Monat später, beim nächsten Turnier, war ich bereits bester Werfer des Turniers. Mit 16 Jahren habe ich dann meinen ersten Profivertrag unterschrieben.»
Deine letzte Saison mit den Kadetten Schaffhausen ist nun beendet. Eine starke EHL Kampagne, der Cupsieg und der Vizemeistertitel wurden erreicht. Aber auch viele schwierige Momente prägten die vergangene Spielzeit. Wie sieht dein Rückblick aus?
«Die ganze Situation mit der Coronapandemie war sehr schwierig. Den Abbruch der Meisterschaft im März 2020 – einen Tag vor dem Cupfinal – konnte ich nicht nachvollziehen. Wir hatten alles gemacht, uns vorbereitet, uns auf die Saisonhöhepunkte eingestellt und dann konnte ich den Job nicht beenden. Diese Zeit war sehr schwierig. Dann starteten wir im Sommer mit einem neuen Trainer, eine Zerrung zwang mich zu einer erneuten Pause und im November folgte dann die Coronapause. Danach hatten wir ein Riesenprogramm zu absolvieren. Ein grosser Schock war die Erkrankung von Dimi Küttel. Ich bin froh, dass es ihm jetzt wieder viel besser geht. Ich bin glücklich, dass ich nach dieser Zeit einen neuen Platz gefunden habe. Ich hoffe, dass ich in Zürich mithelfen kann, etwas aufzubauen. Ich will jetzt das was kommt geniessen.»
Gabor Csaszar, herzlichen Dank für dieses Interview und für die vielen Handballleckerbissen, die du den Schaffhauser Fans geboten hast. Wir wünschen dir und deiner Familie sportlich und privat alles Gute.

Quelle: Kadetten Medienstelle
Foto: Daniel Küttel

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