Gegen St. Otmar St. Gallen feierten die Kadetten Handballer den achten Meisterschaftssieg im achten Spiel. Zeit also, dass sie endlich auf Europas Handballbühne gefordert werden. Oder?
Kommenden Dienstag geht sie endlich los, die zweite Austragung der European Handball League. Endlich, wird sich der Schaffhauser Handballfan sagen. Denn in der laufenden Meisterschaft sind die Kadetten Handballer zurzeit ausser Konkurrenz. Acht (meist sehr deutliche) Siege aus den ersten acht Spieltagen sprechen Bände. Da ist es schön, wird das grosse und sehr talentierte 19-Mann-Kader der Orangen nun endlich gefordert. Die Erwartungen sind nach dem erfolgreichen Saisonstart auf jeden Fall so hoch wie schon lange nicht mehr. Und spätestens seit der günstigen Gruppenauslosung hegt jeder Kadettenfan die leiste Hoffnung, dass in dieser Saison der Weg der Munotstädter richtig weit gehen kann. Die Achtelfinalqualifikation ist etwas überspitzt gesagt auf dem Silbertablet serviert, in der K.o.-Phase ist dann bei etwas Wettkampfglück – also nicht so wie letztes Jahr als man sogleich auf Montpellier traf – alles möglich. Da stapelt Kadetten-Manager David Graubner eher tief, wenn er von einer ausgeglichenen Gruppe D spricht, in welcher jeder jeden schlagen kann und «mit guten Leistungen das Erreichen der Achtelfinals durchaus realistisch ist.» Da formuliert es Torhüter Kristian Pilipovic schon deutlich selbstbewusster: «Wenn wir komplett sind, müssen wir in unserer Gruppe um die ersten beiden Plätze spielen.»
Doch gerade das «komplett» ist aktuell das Problem. Denn zur Unzeit hat die Verletzungshexe bei den Kadetten zugeschlagen: Joan Cañellas, Michael Kusio und Donát Bartók verletzten sich in der laufenden Woche allesamt und werden das Auftaktspiel gegen Sporting Lissabon – und wohl auch das erste Heimspiel gegen Eurofarm Pelister am 26. Oktober – verpassen. Die Startformation im Rückraum wurde dadurch durcheinandergewirbelt, was bereits im Otmar-Heimspiel vom Donnerstag deutliche Spuren hinterlassen hat. Immerhin fanden die Orangen im Laufe des Spiels etwas ihren Rhythmus. Doch mit nur einem Linkshänder im rechten Rückraum und ohne Startspieler Cañellas, den Drahtzieher eines jeden Schaffhauser Angriffs, wird zumindest das Lissabon-Gastspiel, welches auch sonst schon als das wohl schwierigste der ganzen Gruppenphase galt, eine ganz knifflige Angelegenheit. «Durch den Ausfall von Cañellas fehlt uns natürlich unsere tragende Säule im Angriff, das tut uns unglaublich weh», meint auch Pilipovic, weshalb er keine Prognose abgeben möchte: «Wir werden uns auf jeden Fall top vorbereiten und alles geben. Dann werden wir sehen, was drin liegt», so der Österreicher.
Doch auch wenn die Kadetten ohne Punkte aus Lissabon heimreisen sollten, wäre dies kein Beinbruch für die restliche europäische Kampagne. Werden und bleiben die wichtigsten Leistungsträger fit, ist der Weg für eine historische EHL-Kampagne mit einem allfälligen Viertelfinaleinzug frei. Denn: «Wir spielen zurzeit einen richtigen geilen Handball und haben bislang eine mega Saison. Alle in unsere Mannschaft befinden sich auf einem Top-Niveau, was vor allem damit zu tun hat, dass wir einen sehr grossen Konkurrenzkampf haben», ist sich Pilipovic bewusst. Gerade auch er und sein Kumpane «Nacho» Biosca befinden sich in einer grossartigen Verfassung. Das Torhüterduo und ihre starke Abwehrreihe werden sicherlich der Schlüssel zu einer erfolgreichen EHL-Kampagne sein.
Verstecken müssen sich die Orangen also vor niemanden. Denn dass man die Ungaren von Grundfos Tatabanya und die Nordmazedonen Pelister schlagen kann, haben die Munotstädter im Vorjahr bewiesen. USAM Nimes Gard, der letztjährige Fünfte der französischen Liga mit dem Altmeister Michael Gigou im Kader, wird eine harte Nuss stellen, jedoch ebenfalls in der Reichweite der Schaffhauser liegen. Und die Griechen von AEK Athen haben in der Gruppe D wohl eher nur Aussenseiterchancen auf ein Weiterkommen, glaubt man ihren Resultaten der vergangenen Spielzeiten in den europäischen Wettbewerben.
Quelle: Kadetten Medienstelle