Unter Vertrag bei einem der gegenwärtig erfolgreichsten deutschen Bundesligisten entscheidet sich Lucas Meister dafür, seine Karriere ab Sommer 2024 in der Schweiz weiterzuführen. Der bei den Kadetten ausgebildete Kreisläufer spricht über die Beweggründe für diesen Schritt sowie die Ambitionen, welche er mit nach Schaffhausen bringt.
«Lucas Meister kehrt zu den Kadetten zurück» – diese erfreuliche Nachricht durften die Kadetten kurz vor Weihnachten offiziell verkünden. Mit dem 27-jährigen Kreisläufer gelingt den Kadetten ein Wunschtransfer: Lucas Meister genoss seine Ausbildung in Schaffhausen, schaffte 2019 den Sprung in die deutsche Bundesliga und spielt dort aktuell für den SC Magdeburg, der als Tabellenleader in die Winterpause geht. Für den Schweizer Nationalspieler ist der Wechsel nach Schaffhausen jedoch keinesfalls ein Schritt zurück, wie er im Interview betont: «Ich will bei den Kadetten eine wichtige Rolle im Team einnehmen, um Titel spielen und europäisch etwas erreichen.»
Zurück zu den Wurzeln
Der 27-jährige Kreisläufer kann als Paradebeispiel der Schaffhauser Kaderschmiede angesehen werden: Mit 16 Jahren wechselte der in Basel aufgewachsene Junior nach Schaffhausen in die Suisse Handball Academy. «Ich konnte mich in der Akademie handballerisch wahnsinnig gut entwickeln», berichtet Meister. Dass er zehn Jahre später bei einem der besten Bundesliga-Teams spielen würde, hatte er sich nie erträumt: «Mir wurde erst mit der Zeit klar, dass ich die Voraussetzungen und das Potenzial für eine Profikarriere habe.» Über seine Einsätze bei den Kadetten Espoirs (NLB) erhielt er als 18-Jähriger – damals unter Trainer Markus Baur – vermehrt die Möglichkeit, mit der ersten Mannschaft zu trainieren. «Die Spieleinsätze waren das Zückerli.» Seit 2015 etablierte er sich als fester Bestandteil des Profi-Kaders und feierte in den darauffolgenden Jahren vier Schweizer Meistertitel mit den Munotstädtern.
Über Minden nach Magdeburg
Als Kreisläufer, der sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung im Innenblock überzeugt, zog er rasch die Aufmerksamkeit erster ausländischer Vereine auf sich. 2019/20 wechselte er zum deutschen Bundesligisten GWD Minden. «Damals hatte Minden eine super Truppe zusammen», erinnert sich Meister an die Anfangszeit seines Bundesliga-Abenteuers. «Jahr für Jahr brachen wichtige Spieler weg, sodass wir mit der Zeit den Klassenerhalt nur noch mit Ach und Krach schafften.» Doch Meisters Karriereweg zeigte weiter nach oben: «Durch meine Leistung bei Minden hatte ich mir in der Bundesliga einen Namen gemacht.» Unter den zahlreichen Angeboten entschied er sich im Sommer 2022 für einen Wechsel zum SC Magdeburg – mit dem er bislang einen Champions League Titel sowie zwei IHF Super Globe Trophäen feiern durfte.
Zwei Seiten der Medaille
Doch die Zeit beim SC Magdeburg entpuppte sich als Weg voller Höhen und Tiefen. In seinem ersten Jahr erhielt er schnell viele Spielanteile, wenn auch er die Nummer zwei auf der Position war. Da sich sein Pendant verletzte, trug er gegen Ende der Saison die volle Verantwortung – was der Schweizer Nationalspieler mit Bravour meisterte. «Eine der schönsten Erinnerung ist, als ich Magdeburg auswärts gegen Kiel ins Final Four des DHB-Pokals schoss.» Meister war Teil des Erfolgs von Magdeburg. «Es gibt nichts Grösseres für einen Sportler, als in einem Spitzenverein solch eine wichtige Rolle zu spielen.»
Doch umso brutaler sei die Kehrseite der Medaille: Zwar habe er das Angebot einer Vertragsverlängerung erhalten, doch der Verein verlängerte bereits mit Oscar Bergendahl und Magnus Saugstrup – was bedeutet, dass zwei weitere Kreisläufer im Kader stehen. Mit diesen wenigen Spielanteilen hat er auch momentan zu kämpfen. «Für den Verein sind drei Leute auf der Position eine Versicherung – aber ich will mehr.» Er habe eine Vielzahl an Angeboten erhalten, viele davon aus der Bundesliga. Dass die Entscheidung schlussendlich auf die Kadetten fiel, begründet er wie folgt: «Ich will weiterhin um Titel spielen und die Möglichkeit haben, europäisch aufzulaufen», sagt der Sportler, der sich als «erfolgsverwöhnt» bezeichnet. «Es fühlte sich für mich nicht richtig an, bei irgendeinem Bundesliga-Verein zu unterschreiben, nur weil es die Bundesliga ist.»
Fernziel Champions League
Mit den Kadetten sei er zurück zu einem Verein gelangt, der einerseits seine Ambitionen im sportlichen Bereich teilt und andererseits zulässt, dass er seine Freunde und Familie wieder mehr sieht. «Ich habe in den vergangenen Jahren im privaten Bereich auf vieles verzichtet.» Offen spricht er zudem über das Ziel, 2025 mit den Schaffhausern den Sprung in die Champions League zu schaffen. «Die Resultate der letzten zwei Jahren zeigen, dass die Kadetten die richtige Adresse dafür sind. Ich will meinen Teil dazu beitragen, auf dem Erfolg der vergangenen europäischen Kampagnen aufzubauen.» Denn auch wenn es vielfach heisst «Bundesliga ist das Beste» stehe der Verein den deutschen Topteams in nichts nach. «Eine ähnlich gute Infrastruktur wie mit der BBC-Arena hat man kaum irgendwo in Europa», führt er aus.
Weiter betont der 1,97 Meter grosse Handballspieler, dass er keinesfalls nach Schaffhausen zurückkehrt, um sich zur Ruhe zu setzen: Der Ehrgeiz und der Hunger nach Erfolg, den der Kreisläufer mitbringt, ergänzen die Erfahrung und Routine, welche er auf der internationalen Bühne sammeln durfte. Doch er meint bescheiden: «Ich freue mich sehr auf meine neue Aufgabe und auf die Zusammenarbeit mit ehemaligen und neuen Mitspielern.»
Nächster Halt: EM in Deutschland
Das nächste bedeutsame Highlight in der Karriere von Lucas Meister steht bereits vor der Tür: Die EM in Deutschland, welche er im Trikot der Schweizer Nationalmannschaft vor Weltrekord-Kulisse (53 000 Fans) eröffnen darf. «Unser Ziel ist es, Deutschland zu schlagen und weiterzukommen», so Meister mit gewohnten Ambitionen. «Der Vorteil ist, dass der Druck bei Deutschland als Gastgeber liegt – wir haben nichts zu verlieren.» Weiter sind Titelfavorit Frankreich sowie Nordmazedonien in der Gruppe der Schweizer. Am Mittwoch und Donnerstag traf sich die Nati zum letzten Lehrgang im «OYM» in Cham, bevor vom 4. bis 6. Januar der Yellow Cup in Winterthur ansteht. Es gilt, in den kommenden Tagen den bestmöglichen «Team Spirit» aufzubauen und die «Road to Germany» so mit Glauben zu füllen, wie Meister abschliessend sagt: «Wenn wir unseren besten Handball spielen, ist vieles möglich.»
Quelle: Kadetten Medienstelle, Lara Gansser
Foto: Jan Huebner