Supercup, Cupsieg und Schweizer Meisterschaft: Die Kadetten Schaffhausen schliessen die Saison 2023/24 mit dem Triple und einer erfolgreichen Europacup-Kampagne ab. Im Interview blickt Teammanager David Graubner auf die letzten Monate zurück.
Der 14. Schweizer Meistertitel der Vereinsgeschichte ist Realität. Was geht dir einige Tage nach dieser nervenraubenden Finalserie im Kopf vor?
David Graubner: Ich empfinde Genugtuung, dass eine sehr gute Saison das richtige Ende gefunden hat. Mit der Dominanz von 14 Punkten Vorsprung in der Vorrunde, dem Cupsieg und dem Europacup, den wir nahe am Maximum gespielt haben. Es wäre sehr schade gewesen, wenn man den Titel nicht geholt hätte und dadurch ein unschönes Ende für eine Saison voller schöner Erfolge resultiert hätte. Besonders auch für die Spieler, die uns verlassen.
Wie gross war deine Anspannung vor dem Spiel am Sonntag, nachdem man sich in Spiel 4 so schwergetan hatte?
Graubner: Ich war brutal nervös, den ganzen Tag lang spürte ich den Druck, den ich mir wohl vor allem selber machte. Ich wusste, dass wenn wir unser Spiel auf die Platte bringen – vor allem auch in der Abwehr – dann schaffen wir das.
In der Hauptrunde waren die Kadetten sehr dominant, in den Playoffs kämpfte man sich aber mit vier Spielen gegen Wacker und dann jeweils fünf gegen Pfadi und Kriens nicht so locker durch. Worin siehst du den Grund?
Graubner: Auf der psychologischen Ebene passiert da viel – und das macht die Playoffs auch so spannend und unterhaltsam. Wir konnten den Titel eigentlich nur noch verlieren, die Gegner hingegen konnten nur noch gewinnen. Mit 14 Punkten Vorsprung in der Qualifikationsrunde ist man eigentlich der verdiente Sieger, hat aber bis dahin noch nichts gewonnen. Zudem haben wir uns in diversen Spielen schwergetan, vor allem in der Defensive. Aber auch unsere Gegner – Pfadi und Kriens – haben uns stark gefordert. An dieser Stelle ein Lob an die Mannschaft: Wir hatten zweimal ein fünftes Spiel mit maximalem Druck – und die Mannschaft haut in den beiden Spielen eine richtig starke Leistung raus. Das macht mich sehr stolz. Gewinnen «dürfen» und gewinnen «müssen» sind ein grosser Unterschied.
Zu deinen persönlichen Highlights: Was wird dir in dieser Saison besonders in Erinnerung bleiben?
Graubner: Eine Saison, die so umkämpft ist, die bleibt einem sowieso in Erinnerung. Es waren sehr viele Emotionen damit verbunden. Highlights waren sicherlich der Sieg gegen Flensburg, mit dem ich nie gerechnet hätte, das Spiel gegen Berlin und beide fünften Spiele (Halbfinal und Final).
Supercup, Cupsieg und jetzt die Meisterschaft machen das Triple perfekt. Es ist nach 2004/05, 2006/07, 2013/14 und 2015/16 das fünfte Mal in der Geschichte der Kadetten, dass dies gelingt.
Graubner: Der Cup wurde uns fast geschenkt dieses Jahr – das darf man so sagen. Da kamen wir so leicht durch wie noch nie. Dafür mussten wir in der Meisterschaft umso mehr kämpfen. Und neben diesem Triple haben wir es noch in die Top12 der European League geschafft – es war wirklich eine sehr aussergewöhnliche Saison.
Und diese aussergewöhnliche Saison endet damit, dass einige prägende Spieler die Kadetten verlassen. Lukas Herburger hat als Captain nicht nur auf dem Spielfeld bewegt.
Graubner: Uns ist bewusst, dass «Herby» eine grosse Lücke hinterlassen wird. Einerseits als Captain in der Garderobe, andererseits als Schnittstelle zu den Fans. Er hat diese Verbindung unglaublich gut hingebracht und konnte alle möglichen Altersgruppen aktivieren. Daneben konnte er mit «Handball macht Schule» viele Kinder begeistern und zum Handballsport bringen. Herby hatte in dieser Hinsicht eine einzigartige Kombination von Fähigkeiten, das wird nicht leicht zu ersetzen sein.
Mit Joan Cañellas verlässt ein ganz grosser Name die Kadetten.
Graubner: Es freut mich sehr, dass «Cañe» dieses Kapitel und seine Karriere bei uns so positiv abschliessen durfte. Nach all den Erfolgen, die er bereits erreicht hat, war es eine grosse Genugtuung, ihn am Sonntag gewinnen zu sehen. Ziemlich sicher ist er der beste Kadetten-Spieler aller Zeiten. Was er überall gewonnen hat und was er für eine Aura hat, ist unglaublich. Die Krönung dafür sind drei Schweizer Meistertitel in drei Jahren. Joan ist ein absoluter Führungsspieler, der vorangeht und die anderen mitnimmt. Er kämpft für den Erfolg und nicht für sich selber.
Das Kader für die nächste Saison ist vielversprechend. Was können wir 2024/25 von den Kadetten Schaffhausen erwarten?
Graubner: Auf dem Papier machen wir sicher nochmal einen Schritt nach vorne. Aber gute Einzelspieler machen noch kein gutes Team. Werden es einfach gute Handballer, die zusammenspielen, oder wird es ein Team?
Davor geht es aber erst einmal in die wohlverdiente Sommerpause?
Graubner: Bei uns im Büro beginnt jetzt eine sehr strenge Zeit. Es geht um die gesamte Vorbereitung für die neue Saison, um die Erneuerung von Werbepartnerverträgen und ganz viele Themen, die wir jetzt bearbeiten müssen. Meine Ferien beginnen dann, wenn die Spieler wieder anfangen zu schwitzen. Es gibt viel zu tun, aber ich freue mich, dass ich das mit guter Laune und mit dem Titel im Rucksack angehen kann. So lässt es sich leichter arbeiten.
Quelle: Kadetten Medienstelle, Lara Gansser