Aktuell rangieren die Kadetten Schaffhausen bei zwei mehr absolvierten Partien als der erste Verfolger mit elf Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze der Quickline Handball League – mussten aber bereits das Aus in der European Handball League und im Cup hinnehmen. Captain Luka Maros (30), seit dieser Saison in der Führungsrolle, spricht im Interview über die ungewohnte Ausgangslage vor den Playoffs, die Ziele sowie persönliche Herausforderungen im sportlichen und beruflichen Bereich.
Sowohl der Rückraumspieler als auch Mehdi Ben Romdhane und Lucas Meister wurden erneut in das Aufgebot der Schweizer Nationalmannschaft für die nächsten Länderspiele am 12. und 16. März berufen. Ariel Pietrasik gehört dem Kader Polens, Odinn Thor Rikhardsson dem der isländischen Auswahl an.

Luka, zuletzt gab es – ungewöhnlich zu diesem Zeitpunkt der Saison bei den Kadetten – ein paar Tage um durchzuatmen und Kraft zu tanken.
Ja, es ist aktuell eine ungewöhnlich ruhige Zeit bei den Kadetten. Die Familie dankt es zwar, so konnte ich einen zum 30. Geburtstag erhaltenen Gutschein mit ihr in Arosa einlösen und ein paar Ausflüge machen. Die Zeit mit den zwei Jungs tut immer gut, und wenn wir nur ein paar Bälle durch die Halle werfen. Das gibt Energie – kann auf eine andere Art aber auch manchmal Nerven kosten (lacht).
Herzlichen Glückwunsch. Du konntest in den letzten Tagen Dein Diplom als Betriebswirtschafter in Empfang nehmen. Wie gross war die Herausforderung Handball, Studium und Familie unter einen Hut zu bekommen?
Zunächst muss ich in diesem Zusammenhang einen grossen Dank an meine Freunde und Familie richten – und natürlich die Kadetten, die mir das ermöglicht und mich auf diesem Weg unterstützt haben. Aber auch an die Marketing und Business School, die auf meine Verpflichtungen als Profisportler in Sachen Prüfungstermine und Präsenz Rücksicht nahm. Es war nicht einfach und hat auch die eine oder andere lange Nacht in den letzten drei Jahren mit sich gebracht, auf der anderen Seite hat es auch gut getan, sich neben Handball noch mit anderen Dingen zu beschäftigen.
Noch fünf Spiele stehen in der Ligaphase auf dem Programm, dann beginnen die Playoffs um die Meisterschaft. Bislang war es immer so, dass die Kadetten in dieser Phase die höchste Belastung und viele Spiele innerhalb kürzester Zeit hatten. Kann es nun ein Vorteil sein, dass Verfolger Kriens-Luzern dieses Mammut-Programm absolvieren muss?
Das lässt sich schwer abschätzen. Wenn man einen vollen Kader und keine angeschlagenen Spieler hat, kann man alle drei, vier Tage spielen und einen guten Rhythmus aufbauen. Wenn jedoch Verletzungen zu kompensieren sind und die Belastungen für alle dadurch weiter steigen, kann es auch zum Nachteil werden.
Du bist seit dieser Saison Captain der Kadetten. Was bedeutet Dir dieses Amt und wie schnell hast Du in die neue Rolle hineingefunden?
Das ist eine grosse Ehre für mich. Ich bin nun fast zehn Jahre bei den Kadetten und habe hier viel erlebt. Beim erfolgreichsten Schweizer Verein diese Verantwortung und dieses Vertrauen zu erhalten, erfüllt mich mit Stolz. Ich habe ein wenig Zeit benötigt, um in die neue Rolle hineinzufinden. So musste ich lernen, dass, wenn es nicht so gut läuft, ich nicht alles allein zu retten versuchen muss. Wichtig ist mir, dass ich immer dieselbe Person bin. Ob auf dem Spielfeld oder in der Kabine. Jeder soll das Gefühl haben, dass ich immer ein offenes Ohr habe und Anlaufstelle für das Team bin.
In der Meisterschaft bildet sich angesichts von elf Plus- und sieben Minuspunkten Vorsprung ein klares Bild. Wie hart werden die Playoffs?
Dass wir uns den ersten Platz und damit das Heimreicht so gut wie sichern konnten, ist schön. Mehr bringt uns das aber nicht. Bald kommen die K.o. Spiele. Schön, dass es in der Liga so gut läuft.
Weniger gut lief es in der European Handball League mit dem Aus in der Gruppenphase und dem Aus im Cup-Halbfinal. Was bedeuten diese Enttäuschungen?
Das sind tatsächlich zwei grosse Enttäuschungen. In der European League konnten wir unser Ziel, jedes Jahr eine Runde weiterzukommen, nicht erreichen. Diese Europacupabende sind jedoch extrem wichtig für uns, unsere Fans sowie die Wahrnehmung und Werbung für den Handball in der Schweiz.
Die Titelverteidigung in der Meisterschaft ist das erklärte Ziel. Wie gross ist die Vorfreude auf die Playoffs?
Sehr, sehr gross. In diesen Spielen geht es um alles und wir wollen, auch wenn wir wissen, dass uns heisse Duelle bevorstehen, so schnell wie möglich in das Finale mit unserer Orangen Wand im Rücken. Mein grosses Ziel ist es, die Trophäe in der BBC Arena in die Höhe stemmen zu dürfen. Darauf, wie sehr unsere Fans in den Playoffs immer hinter uns standen, freue ich mich total.
Du hast zusammen mit Mehdi Ben Romdhane und Lucas Meister als Abordnung der Kadetten mit der Schweizer Nationalmannschaft ein historisch gutes Weltmeisterschaftsresultat erreicht. Am 12. und 16. März folgen nun zwei eminent wichtige Spiele in der EM-Qualifikation gegen die Türkei. Wie blickst Du auf die WM und die nächsten Aufgaben?
Es war eine schöne Zeit bei der Weltmeisterschaft. Wir konnten mit dem Erreichen der Hauptrunde und des elften Ranges Geschichte schreiben. Ich selbst hatte mir im Vorfeld vielleicht zu viel vorgenommen, da ich das grosse Vertrauen von Nationalcoach Andy Schmid gespürt habe. Dies wollte ich unbedingt zurückgeben, kam aber dadurch nur schwer in das Turnier. Jetzt wollen wir in der EM-Quali einen wichtigen Schritt machen und uns vier Punkte gegen die Türkei sichern, ehe wir im Mai auf Österreich treffen und uns für das Hinspiel revanchieren möchten. Danach gibt es noch das Highlight im Hallenstadion gegen Deutschland. Aber zuvor warten wichtige Aufgaben in der Meisterschaft.
Nächstes Heimspiel:
Quickline Handball League: Kadetten Schaffhausen vs. Wacker Thun | Samstag, 8.3., 18.45 Uhr | Tickets online |
Quelle: Kadetten Medienstelle, Andreas Joas
Bild: Andre Frensel